Der Einsatz von Planspielen im Unterricht: Chancen und Herausforderungen
- Anna-Rosa Haumann
- 9. Okt. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. März
Von Anna-Rosa Haumann

1. Einleitung: Die Rolle von Serious Games im Unterricht
Der Einsatz von Planspielen im schulischen Kontext eröffnet eine neue Perspektive auf das Lernen. Planspiele zählen zu den sogenannten Serious Games, welche zwar Elemente der Unterhaltung enthalten, deren primäres Ziel jedoch im Erwerb von Wissen und Fähigkeiten liegt. Um den Wert von Planspielen im Unterricht zu bewerten, müssen die Potenziale und Herausforderungen dieser Methode beleuchtet werden. Besonders die motivationalen und methodischen Aspekte des Lernens spielen hierbei eine zentrale Rolle.
2. Motivation und Lernbereitschaft im Unterricht
Motivation ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen. Es zeigt sich, dass Lernende besonders dann erfolgreich lernen, wenn sie ein persönliches Interesse am Thema haben und dieses als relevant empfinden. Eine bloße Konfrontation mit Lerninhalten reicht oft nicht aus, um die nötige Aufmerksamkeit und Begeisterung zu erzeugen. Hier setzen Planspiele an, indem sie durch interaktive und spielerische Elemente die Lernenden motivieren, sich mit komplexen Themen auseinanderzusetzen. Die kognitive Leistungsfähigkeit der Schülerinnen kann dadurch gesteigert werden, dass sie in einer spielerischen Umgebung eine persönliche Bindung zum Thema entwickeln.
3. Methodische Vielfalt durch Planspiele
Ein entscheidender Vorteil von Planspielen ist die methodische Abwechslung, die sie in den Unterricht bringen. Im Gegensatz zu klassischen Unterrichtsformen fordern Planspiele die Teilnehmenden dazu auf, aktiv zu handeln, zu verhandeln und Lösungen zu entwickeln. Das von mir entwickelte Planspiel „Demokratie“ ist beispielsweise in drei Phasen unterteilt:
Vertiefungsphase: In dieser Phase verschaffen sich die Lernenden durch Lektüre der bereitgestellten Materialien einen Überblick über den Fall und die zugehörigen Fragestellungen.
Verhandlungsphase: Die Teilnehmenden schlüpfen in ihre zugewiesenen Rollen und verhandeln in kleinen Gruppen über Lösungen und Kompromisse.
Konferenzphase: Abschließend präsentieren die Gruppen ihre Lösungsvorschläge und diskutieren diese, um zu einem gemeinsamen Beschluss zu gelangen.
Diese Struktur fördert das eigenverantwortliche Lernen und die Teamarbeit, wodurch Lernende ihre Problemlösefähigkeiten und Kommunikationskompetenzen schulen.
4. Planspiele als Instrument der Demokratiebildung
Planspiele eignen sich besonders gut für die Demokratiebildung, da sie komplexe gesellschaftliche Themen anschaulich und interaktiv aufbereiten. Die Teilnehmenden erleben in einem sicheren Rahmen die Konsequenzen ihrer Entscheidungen und lernen, verantwortungsvoll zu handeln. Besonders wichtig ist dabei der soziale Aspekt des Spiels: Die Lernenden arbeiten nicht isoliert, sondern kooperieren in Gruppen, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Im Planspiel „Demokratie“ ist das Ziel, eine fiktive Stadt vor der Verschuldung zu bewahren, wobei die unterschiedlichen Interessengruppen miteinander verhandeln müssen.
5. Motivation durch das Spielerlebnis
Neben der kognitiven Förderung spielen Planspiele auch eine zentrale Rolle bei der Erhöhung der intrinsischen Motivation. Das Gefühl, durch eigene Entscheidungen und Handlungen etwas bewirken zu können, steigert die Selbstwirksamkeit der Lernenden. In einem Planspiel geht es darum, Herausforderungen zu meistern, was eine wesentliche Triebfeder des Spielens darstellt. Zusätzlich fördern soziale Motivationsfaktoren, wie der Austausch und die Zusammenarbeit mit den anderen Gruppen, die Bereitschaft zur aktiven Teilnahme.
6. Herausforderungen beim Einsatz von Planspielen im Unterricht
Trotz der vielen Vorteile bringt der Einsatz von Planspielen auch einige Herausforderungen mit sich. So muss das Spielkonzept sorgfältig an die Altersgruppe und den Wissensstand der Lernenden angepasst werden, um Über- oder Unterforderung zu vermeiden. Zudem erfordert die Durchführung eines Planspiels Zeit und eine enge Begleitung durch die Lehrkraft, die die Lernenden während des Spiels unterstützt und reflektierende Gespräche anleitet.
7. Fazit: Planspiele als bereicherndes Lerninstrument
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Planspiele eine wertvolle Bereicherung für den Unterricht darstellen. Sie ermöglichen es, Wissen nicht nur theoretisch zu vermitteln, sondern es durch Handeln und Erleben erfahrbar zu machen. Planspiele fördern sowohl individuelle Kompetenzen wie Problemlösungsfähigkeit und Eigenverantwortung als auch soziale Kompetenzen wie Teamarbeit und Kommunikation. Durch die Integration von Serious Games, wie dem Planspiel „Demokratie“, können Lehrkräfte den Unterricht abwechslungsreicher gestalten und die Motivation der Lernenden nachhaltig steigern.