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Motivation statt Müdigkeit – Wie interaktive Methoden den Schulalltag beleben

Aktualisiert: 25. März

Von Anna-Rosa Haumann



Der schulische Alltag ist oft durch eine hohe Taktung, Leistungsdruck und curriculare Vorgaben geprägt. Dabei bleibt eines häufig auf der Strecke: die intrinsische Motivation der Schülerinnen und Schüler. Lehrerinnen und Lehrer stehen vor der Herausforderung, fachlich anspruchsvollen Unterricht so zu gestalten, dass er nicht nur kognitive, sondern auch affektive und soziale Lernprozesse anstößt. Gerade in der politischen und gesellschaftlichen Bildung ist die Förderung von Engagement, Interesse und Verantwortungsbereitschaft zentral.


Zahlreiche Studien der pädagogischen Psychologie und der Unterrichtsforschung belegen: Interaktive Methoden können die Unterrichtsmotivation nachhaltig steigern, weil sie Lernende stärker in den Lernprozess einbinden und ihnen eigene Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen (vgl. Hasselhorn/Gold 2013; Deci/Ryan 1993; Meyer 2010).


Motivation verstehen – theoretische Grundlagen

Motivation gilt als ein zentrales Element erfolgreichen Lernens. Dabei wird zwischen intrinsischer Motivation(Lernen aus Interesse oder Freude) und extrinsischer Motivation (Lernen aus äußeren Anreizen wie Noten oder Lob) unterschieden (vgl. Deci/Ryan 1993). Nachhaltiges Lernen ist jedoch vor allem dann erfolgreich, wenn es selbstbestimmt erfolgt und persönliche Relevanz für die Lernenden aufweist.

Das Selbstbestimmungstheoretische Modell von Deci und Ryan hebt drei psychologische Grundbedürfnisse hervor, die erfüllt sein müssen, damit Menschen motiviert lernen:


  • Autonomie: Das Gefühl, selbst Entscheidungen treffen zu können.

  • Kompetenz: Das Erleben von Wirksamkeit und Erfolg.

  • soziale Eingebundenheit: Das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein.


Diese drei Faktoren wirken laut aktuellen Studien signifikant motivationsfördernd (vgl. Deci/Ryan 1993; Hasselhorn/Gold 2013).


Interaktive Methoden als didaktische Antwort

Interaktive Methoden – etwa Planspiele, Rollenspiele, Debatten, Lernzirkel oder Simulationen – bieten didaktisch die Möglichkeit, genau diese motivationalen Grundbedürfnisse zu adressieren:


  • Autonomie: Lernende übernehmen Rollen, gestalten Diskussionen aktiv mit und beeinflussen den Verlauf.

  • Kompetenzerleben: Die Anwendung von Wissen in realitätsnahen Szenarien fördert das Gefühl der Selbstwirksamkeit.

  • soziale Einbindung: Das gemeinsame Arbeiten in Gruppen schafft Kooperation und Identifikation.


Wie Gudjons (2013) betont, ermöglichen solche Methoden ein „erfahrungsbezogenes Lernen“, das über reines Faktenwissen hinausgeht. Lernen wird als sozialer Prozess erfahrbar und emotional aufgeladen – ein zentraler Unterschied zum lehrerzentrierten Unterricht.


Vom trägen Zuhören zum aktiven Mitgestalten

Die Unterrichtsmethode beeinflusst maßgeblich die Lernhaltung der Schülerinnen und Schüler. Während lehrerzentrierte Settings häufig zu passivem Verhalten führen, ermöglichen interaktive Formate ein aktives, reflexives und kooperatives Lernen (vgl. Meyer 2010).


Hilbert Meyer beschreibt interaktive Methoden als „methodisch strukturierte Formen der Partizipation“, die den Anspruch verfolgen, Handlungsorientierung, Schüleraktivierung und Lebensweltbezug zu verbinden (vgl. Meyer 2010, S. 208f.). Gerade im Kontext politischer Bildung ist dies besonders relevant: Demokratie lernen heißt Demokratie erleben. Wer politische Prozesse verstehen soll, muss selbst politisch handeln dürfen – im geschützten Raum des Unterrichts.


Planspiele: ein didaktisches Highlight interaktiver Methoden

Planspiele sind besonders geeignete Formate, um komplexe gesellschaftliche Themen erlebbar, mehrperspektivisch und dialogisch zu bearbeiten. Sie ermöglichen das Zusammenspiel von Fach-, Urteils-, Handlungs- und Sozialkompetenz. In einem Planspiel übernehmen Lernende Rollen, vertreten Interessen, verhandeln Kompromisse und reflektieren anschließend den Prozess.


Die Wirkung ist dabei dreifach:


  • kognitiv (Wissenszuwachs),

  • affektiv (Haltung und Werteorientierung),

  • sozial (Teamfähigkeit, Konfliktlösung, Perspektivübernahme).


Das interaktive Cannabis-Planspiel auf DemokratiePunks etwa erlaubt es Lernenden, als Vertreterinnen und Vertreter von Eltern, Polizei, Drogenberatung, Politik, Kifferfreunde e. V. oder Schule zu agieren. Sie ringen um politische Entscheidungen, reflektieren gesellschaftliche Standpunkte und erproben demokratische Diskurse – motivierend, niedrigschwellig und tiefgreifend.


Motivationsförderung ist Professionalität – kein Bonus

Didaktische Vielfalt ist kein „Nice to have“, sondern ein zentrales Element professionellen Unterrichts. Motivation ist kein Zufall, sondern kann durch gute Planung, geeignete Methoden und Raum für Mitgestaltung systematisch gefördert werden. Interaktive Methoden sind kein „Spielen“ nebenbei – sie sind Lernarrangements auf Augenhöhe. Sie fordern Lehrende heraus, eröffnen aber gleichzeitig enorme didaktische Potenziale.


Fazit: Wer Beteiligung ermöglicht, weckt Lernfreude

In einer Schule der Zukunft braucht es Lernräume, in denen Schülerinnen und Schüler nicht nur zuhören, sondern gestalten, diskutieren, aushandeln. Nur so wird Lernen zum Erleben – und Bildung zum demokratischen Prozess.


Planspiele und digitale Schulungen bieten Lehrkräften ein wirkungsvolles Instrument, um Motivation gezielt zu fördern und die Schulwirklichkeit lebendiger zu gestalten. Der Schulalltag muss nicht müde sein – er kann bewegt, mutig und mitreißend sein.


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Verwendete Literatur


Deci, Edward L./ Ryan, Richard M.: Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation. In: Deci, Edward L./ Ryan, Richard M.: Die Selbstbestimmungstheorie in der Praxis, Weinheim/Basel 1993, S. 11–35.


Gudjons, Herbert: Lernen durch Einsicht und Erfahrung. Pädagogisches Handeln im konstruktivistischen Sinne, 6. Auflage, Bad Heilbrunn 2013, S. 89–93.


Hasselhorn, Marcus/ Gold, Andreas: Pädagogische Psychologie. Erfolgreiches Lernen und Lehren, 3. Auflage, Stuttgart 2013, S. 109–115.


Meyer, Hilbert: Unterrichtsmethoden II – Praxisband, 5. Auflage, Frankfurt a. M. 2010, S. 203–210.


Schulz, Winfried: Motivation im Unterricht. Didaktische Konzepte und praktische Umsetzung, München 2016, S. 51–62.


Reusser, Kurt: Lernwirksam unterrichten. Was wir aus der Unterrichtsforschung wissen, Seelze 2006, S. 40–48.

 
 
 

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